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„Gesundheit und ein langes Leben“ – Wunsch und Wirklichkeit

Veröffentlicht am 6. August 2009 von

wellOb sich die Perspektive für Bürger mit gesundheitlichen Risikofaktoren durch Prävention in der Bundesrepublik verbessert, wird auch durch aktuelle Erhebung zu den Strukturen der Prävention nicht glaubhaft, selbst wenn professionelle und strategische Berater wie Roland Berger sich der Thematik annehmen. Die Absicht ist zu begrüßen, eine übergreifende Präventionsstrategie zu skizzieren, die den Bürger in den Mittelpunkt stellt, die auf einer repräsentativen Umfrage mit mehr als 1.000 Befragten beruht, und zu der eine Expertise von Roland Berger Strategy Consultants erstellt wurde, die alle Akteure des Gesundheitsmarktes integriert.

Im Auge hat man dabei den 2. Gesundheitsmarkt, nämlich die 65 Milliarden Euro, die Deutschlands Bürger in selbstgezahlte Produkte zur Gesunderhaltung investieren. Wie hoch der Betrag ist, der als eventuelle Fehlinvestition den Menschen eher Schaden zufügt als ihm zu nutzen, kann naturgemäß nicht herausgerechnet werden. So kann der Betrag auch nicht uneingeschränkt als Entlastung der Finanzierung des Gesundheitswesens herangezogen werden.

Dass die Prävention ein Zugewinn an Lebensqualität ist, wird vorausgesetzt, die resultierende Lebenszeitverlängerung ist vor dem Hintergrund der ohnehin inversen Bevölkerungsentwicklung zu bewerten, ebenso wie die Aufrechterhaltung der Arbeitsfähigkeit dem Aspekt der geplanten, immer späteren Berentung geschuldet sein könnte.

So zeigt die Studie, dass 77 Prozent der Bevölkerung privat für gesunde Lebensmittel, Sport und Fitnessstudios Geld aufwenden und 88 Prozent selbst in der Krise keine Veranlassung für eine Einschränkung dieser Ausgaben sehen. Demnach ist der 2. Gesundheitsmarkt deutlich stabiler als 1. Gesundheitsmarkt.

Daraus leiten die strategischen Berater klare Handlungsempfehlungen ab, nämlich:

  1. eine Verstärkung der Prävention ist erforderlich, um die Lebensqualität zu verbessern, das Humankapital zu stärken und die Kosten durch Erkrankungen zu senken (Finanzierungsfaktor).
  2. Es sollen diejenigen erreicht werden, die sich nicht selbst um ihre Gesundheit kümmern. Arzt, Arbeitgeber, Krankenversicherung und persönliches Umfeld sollen an der Motivationsstrategie beteiligt werden.
  3. Die Finanzierung der Incentivierung der Zielgruppe und der Programmaufbau soll dem Krankenkassen-finanzierten System angelastet werden.
  4. Alle denkbaren Ministerien (BMG, BMELV, BMBF, BMAS, BMWI) sollen ressortübergreifend dieser umfassenden Präventionsstrategie Rechnung tragen.

Allen Experten, die sich der Prävention von Krankheiten verschreiben, ist bekannt, dass die Angebote bevorzugt eine Zielgruppe erreichen, die diese eigentlich nicht nötig haben. Vor die Etablierung eines Präventionsregisters, das Bürger mit Risikofaktoren, z.B. Übergewicht und Adipositas erfasst, stellt sich der Datenschutz. Die bisher realisierten Präventionsprogramme haben – obwohl tausendfach durchgeführt – nur in Einzelfällen eine Kosten- oder Qualitätseffektivität belegen können. Wahrscheinlich weil ein ausreichender Finanzierungsrahmen fehlt, keine Ausbildung stattfindet, und die Zielgruppe verfehlt wird.

Die Menschen verhalten sich ungesund, die Hälfte der Bundesbürger ist übergewichtig, 25 Prozent rauchen, 14 Prozent ernähren sich ungesund, ebenso viele gehören zum Kollektiv der Adipösen und 9 Prozent frönen missbräuchlich dem Alkohol – so die Ergebnisse der Marktforschung. Unterschiede bestehen hinsichtlich des Geschlechts, des sozialen Status und des Bildungsniveaus, aber das ist ohnehin schon länger bekannt.

Nach der Einteilung in Zielgruppen ergeben sich 27 Prozent der Gesamtbevölkerung, die nach den Experten des strategischen Beratungsunternehmens unbedingt individuellen Präventionsmaßnahmen zugeführt werden, und für die der Arzt, der Arbeitgeber oder die Krankenkasse als Kommunikationskanal genutzt werden sollen.

Die Aufbereitung einer wunderbaren strategischen Lösung für das Problem der Prävention unterstützt den natürlichen Wunsch „Gesundheit und ein langes Leben“ für alle Bürger. An der Wirklichkeit, nämlich der Finanzierung präventiver Maßnahmen und einer Motivation der richtigen Zielgruppe, haben sich schon viele altruistisch, medizinisch oder wirtschaftlich agierende Experten die Zähne ausgebissen.

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