Bariatrische Chirurgie hat vielversprechende Perspektive
Veröffentlicht am 4. September 2009 von Dr. med. Karin Wilbrand
Langzeitstudien belegen eindeutig, dass die chirurgische Behandlung schwer adipöser Patienten im Vergleich zu konservativen Methoden die höchste und dauerhafteste Gewichtsreduktion erzielt. Auch werden das Mortalitätsrisiko und die Anzahl und Schwere der Komorbiditäten des starken bis krankhaften Übergewichts signifikant reduziert.
Anlässlich des 14. Weltkongresses der IFSO (International Federation fort he Surgery of Obesity and Metabolic Disorders) in Paris wurden erstmals Daten aus der bisher größten Metaanalyse zu dieser Fragestellung präsentiert, die belegen, dass die Zahl der Neuerkrankungen an Typ-2-Diabetes bei der überwiegenden Mehrheit der stark adipösen Patienten nach einem bariatrischen Eingriff deutlich zurückgeht.
Die Metaanalyse umfasste 135.000 Patienten und widmete sich der Frage nach den Auswirkungen der bariatrischen Chirurgie auf den Typ-2-Diabetes in diesem Kollektiv. Das Ergebnis zeigt bei den meisten Patienten eine Besserung bis zum vollständigen Rückgang der klinischen Diabeteszeichen sowie der pathologischen Laborwerte nach einer chirugischen Intervention. Insgesamt traten bei 78,1 Prozent keine Anzeichen eines Diabetes mehr auf und bei 86,6 Prozent wurde eine Besserung der diabetischen Stoffwechsellage registriert.
Dass es sich dabei um eine langfristig erfolgreiche Methode handelt, ist an den beträchtlichen gesundheitlichen Erfolgen und Vorteilen für die Betroffenen noch 24 Monate nach dem bariatrischen Eingriff erkennbar. Es wurde ein mittlerer Gewichtsverlust in dieser Metaanalyse von 38,5 kg registriert, was einer Halbierung des Übergewichts entspricht. Post operationem gingen der Insulinspiegel, der HbA1c-Wert und die Nüchternblutzuckerwerte signifikant zurück.
In Deutschland gehören etwa acht Millionen Menschen zum Kollektiv der Diabetiker, deren Behandlung enorme Kosten für das Gesundheitswesen verursacht. Nicht allein die Typ-2-Diabetes-Therapie und Versorgung lässt die Kosten in Deutschland ansteigen, sondern die große Zahl unterschiedlicher Folgeerkrankungen und Komorbiditäten führt zu Diabetes-assoziierten Kosten von geschätzten 15 Milliarden.
So stellt Professor Jean-Marc Chevallier, Vorsitzender des IFSO-Kongresses, in seinem Vortrag fest, dass die Anzahl Übergewichtiger in einem dramatischen Anstieg der Diabetiker resultiert. Bei einigen der übergewichtigen Typ-2-Diabetiker helfen Medikamente und Life-style-Intervention. Erlangt die Adipositas aber erst einmal krankhafte Dimensionen, sind neue Behandlungsstrategien von höchster Wichtigkeit. Er bestätigte der bariatrischen Chirurgie vielversprechende Perspektiven und bezeichnet sie als eine moderne medizinische Option, die zum Vorteil der Patienten genutzt werden sollte.
Dabei steht die alleinige Gewichtsreduktion nicht im Vordergrund der Maßnahme, sondern der langfristig erzielte Erfolg, die diabetische Stoffwechselsituation zu normalisieren und Neuerkrankungen an Diabetes zu verhindern. Resultierend werden nach erfolgreicher bariatrischer Chirurgie eine geringere Inanspruchnahme von Gesundheitseinrichtungen/Kliniken/Rehabilitation zu verzeichnen sein und die allgemeinen Krankheitskosten können dramatisch reduziert werden.
In Deutschland kommen nur einem geringen Anteil der krankhaft Adipösen die Vorteile der bariatrischen Chirurgie zu Gute und mit jährlich etwa 2.000 Eingriffen liegen wir am unteren Ende einer Skala, die mit einem bis vier Fällen pro 100.000, den 39 bis 48 Fällen pro 100.000 in Belgien und Frankreich deutlich hinterherhinkt.
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