Schlechte Gesundheit bei Kindern von Geringverdienern
Veröffentlicht am 10. November 2008 von Dr. Petra Kreuter
Wie bereits in der hier am 03.11.08 besprochenen Studie festgestellt wurde, spielt der sozioökonomische Hintergrund eine große Rolle bei der Entstehung von Übergewicht und Adipositas im Kinder- und Jugendalter.
Dies bestätigt nun wieder eine amerikanische Untersuchung mit Viertklässlern, die zu 75% aus Familien mit geringem Einkommen stammten. Die 1402 teilnehmenden Schüler aus 27 texanischen Grundschulen waren zwischen acht und zehn Jahre alt. 80 % von ihnen waren mexikanischer, 10 % afrikanischer und 5 % asiatischer Abstammung. Weitere 5 % der Kinder waren non-hispanic white, also Weiße, deren Vorfahren nicht aus Lateinamerika oder Spanien kamen.
Um den Gesundheitsstatus zu ermitteln, untersuchten die Forscher der Universität von San Antonio sowohl Blutzucker, Körperfett und BMI als auch Nährstoffzufuhr und körperliche Fitness der Schüler. Dabei stellten sie fest, dass diese mehr Körperfett und einen höheren BMI als für ihre Altersklasse empfohlen aufwiesen. Ein Drittel der Kinder war damit als adipös einzustufen. Zudem fanden sich bei etwa 7 % der Schüler erhöhte Nüchternglukosewerte. Um die sportliche Leistungsfähigkeit war es nicht besser bestellt: Während nur etwa 11 % der Schüler einen Fitnesstest ohne Probleme absolvieren konnten, waren es mehr als dreimal so viele, die dabei versagten. Die andere Hälfte schaffte den Test gerade so.
Völlig konträr zu diesen Daten erschien jedoch das Ergebnis der sogenannten 24-Stunden Recalls, d.h. der Befragungen, was die Acht- bis Zehnjährigen den Tag zuvor gegessen hatten. Dazu wurden zwei Wochen- und ein Wochenendtag ausgewählt. Fast 44 % der Kinder nahmen weniger als die für die Altersstufe empfohlenen Kalorien zu sich, und auch bei vielen Mineralstoffen – wie z.B. Calcium und Magnesium – gab es eine ungenügende Zufuhr.
Wie ist dieses Paradox, Übergewicht trotz Unterernährung, nun zu erklären? Laut den Studienleitern könnte ein Faktor dabei natürlich das sogenannte underreporting sein. Die zu ihrer Nahrungsaufnahme befragten Kinder vergessen Speisen zu erwähnen oder lassen sie bewusst weg, gerade wenn es sich um energiereiche Lebensmittel handelt. Dieses Phänomen tritt zudem bekannterweise besonders bei übergewichtigen Personen auf. Ferner trägt die körperliche Inaktivität der Schüler sicher zum Übergewicht bei.
Allerdings, so die Forscher, deuten andere Studien bereits darauf hin, dass auch die Qualität der Nahrung eine Rolle bei der Entstehung von Übergewicht spielt. So scheint eine niedrige Zufuhr an Calcium mit einer Zunahme an Körperfett einherzugehen, und zu wenig Magnesium im Essen wird in Zusammenhang mit der Entwicklung einer Insulinresistenz und dem metabolischen Syndrom gesehen.
Was die untersuchten Viertklässler und ihr Diabetesrisiko sowie andere Adipositas assoziierte Krankheiten betrifft, sehen die Forscher daher schwarz, wenn an den Schulen keine Interventionsprogramme durchgeführt werden. Da die an der Studie teilnehmenden Grundschulen sowohl Frühstück als auch Mittagessen anbieten, wäre das Augenmerk vormerklich auf dessen Qualität zu lenken. Auch ein vermehrtes Sportangebot würde helfen, den Gesundheitszustand der Schüler zu verbessern.
Wenn jedoch schon Grundschüler übergewichtig sind und zu Diabetes neigen, wäre es sicher sinnvoll, bereits im Kindergarten mit solchen Maßnahmen zu beginnen, so dass diese gerade bei Kindern aus benachteiligten Familien so früh wie möglich greifen.
LITERATUR:
Treviño et al. (2008). Diabetes Risk, Low Fitness, and Energy Insufficiency Levels among Children from Poor Families. Journal of the American Dietetic Association 108:1846-1853.
http://www.adajournal.org/
Tags: BMI, Grundschüler, Kinder, Körperfett, sozioökonomische Hintergrund, Universität von San Antonio
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