Chronische Mittelohrentzündungen können zu Übergewicht führen
Veröffentlicht am 21. August 2008 von Richard Kessing
Boston. Chronische Entzündungen des Mittelohrs sind schmerzhaft und können zu Komplikationen wie Schwerhörigkeit und Ohrrauschen führen. Auf der 116. Jahrestagung der American Psychological Association wurde über ungewöhnliche Auswirkungen der chronischen Mittelohrentzündung berichtet. Diese könnten den Geschmackssinn verändern und damit das Risiko für Fettleibigkeit erhöhen. Die Betroffenen verzehren vermehrt fett- und zuckerhaltige Nahrung und erhöhen damit ihr Risiko für Übergewicht und Adipositas.
In einer Untersuchung befragten Forscher über 6.500 Personen zum Verlauf chronischer Mittelohrentzündungen und der Entwicklung des Body Mass Index (BMI) in dieser Zeit. Die Teilnehmer waren größtenteils Akademiker und zwischen 16 und 92 Jahren alt. Obwohl Fettleibigkeit verglichen mit dem Rest der Bevölkerung bei den Teilnehmern generell weniger häufig vorkam, war das Risiko für Fettleibigkeit bei Probanden mit chronischen Mittelohrentzündungen um 62 Prozent erhöht.
Andere Untersucher konnten diesen Zusammenhang bestätigen. So konnten Wissenschaftler der Brown University und der Universität von Connecticut zeigen, dass Frauen mittleren Alters mit Mittelohrentzündung und verändertem Geschmacksempfinden vermehrt Süßigkeiten und fette Speisen verzehrten und an Gewicht zunahmen.
Bei Vorschulkindern mit chronischen Mittelohrentzündungen wurde in einer weiteren Studie nachgewiesen, dass diese weniger Gemüse und mehr Süßigkeiten essen und zu Übergewicht tendieren.
Offensichtlich führt der Geschmacksverlust durch eine chronische Mittelohrentzündung zu ungünstigerer Nahrungsauswahl und Gewichtszunahme.
Auf der Suche nach weiteren Zusammenhängen zwischen Übergewicht und der Schädigung von Geschmacksnerven werteten andere Forscher die Daten von knapp 14.000 Kindern im Alter zwischen 6 und 17 Jahren aus, denen die Tonsillen entfernt wurden. Auch hier fand sich eine verstärkte Neigung zu Übergewicht, wobei bei Kindern im Alter zwischen 6 und 11 Jahren das Risiko um vierzig Prozent höher lag. Wenn bei jungen Mädchen die Tonsillen entfernt wurden, bestand eine um 30 Prozent höhere Neigung zu Übergewicht.
Auch wenn man sich bewusst war, dass es sich möglicherweise nur um einen von vielen Faktoren handeln könnte, der zur Adipositas führt, sei es dennoch wichtig, so viele Informationen wie möglich über die Ursachen dieser Volkskrankheit zu sammeln, um effektive Präventionsmaßnahmen zu ergreifen.
Mitteilung der Amerikanischen Psychologischen Gesellschaft 14. August 2008
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