Essgewohnheiten und Übergewicht
Veröffentlicht am 12. Januar 2009 von Dr. Petra Kreuter
Drei oder fünf Mahlzeiten am Tag, Abendessen ausfallen lassen, oder kommt es doch nur auf die Kalorienzufuhr an? Forschungsergebnisse hierzu sind oft widersprüchlich. Allerdings scheinen große Portionen an energiereicher Nahrung dazu beizutragen, dass ein „Überessen“ stattfindet und sich die Kilos am Körper sammeln. Gerade in den USA hat es in den letzten Jahren einen Trend zu “Übergrößen“ bei den Portionen gegeben – und wer widersteht schon einer größeren Pizza im Restaurant oder der voluminöseren Eispackung zuhause und isst davon nur die früher übliche normale Menge?
Inwieweit sich daher die Essgewohnheiten auf das Übergewicht auswirken, untersuchte eine Studie an 3610 Schweden im Alter zwischen 25 und 74 Jahren. Je 15 % der Männer und Frauen waren adipös mit einem BMI über 30 kg/m2, der Rest wies einen BMI unter 30 kg/m2 auf.
Dabei zeigte sich, dass besonders die adipösen Studienteilnehmer Frühstück und Mittagessen ausfallen ließen sowie zum nächtlichen Essen neigten. Auch verzehrten sie größere Portionen als jene Teilnehmer, deren BMI unter 30 kg/m2 lag. Kein Zusammenhang fand sich dagegen zwischen dem BMI und der aufgenommenen Menge an Kalorien. Da Letztere jedoch unter der sonst üblichen Energiezufuhr lag, gehen die Forscher davon aus, dass hier ein „underreporting“ stattfand. Gerade übergewichtige Personen tendieren dazu, nicht alle verzehrten Lebensmittel in den Ernährungsprotokollen anzugeben, besonders, wenn diese energiereich sind.
Laut den schwedischen Wissenschaftlern bestätigt diese Studie daher zumindest die Hypothese, dass Adipöse ein bestimmtes Mahlzeitenmuster aufweisen. Das Weglassen von Frühstück und Mittagessen führt dazu, dass in der zweiten Tageshälfte gegessen wird, und dass dann die Portionsgrößen ansteigen. Inwieweit dies durch ein gezügeltes Essverhalten bedingt ist, wurde allerdings nicht untersucht. So lässt sich z.B. eine zu starke Kontrolle im Rahmen einer – nicht sinnvollen – Nulldiät zu Beginn des Tages meist noch aufrechterhalten, bis irgendwann gegen Abend „der Damm bricht“. In Folge werden dann oftmals sogar mehr als die vorher eingesparten Mahlzeiten und Kalorien verzehrt.
Gerade weil Adipöse zu Untertreibungen beim Aufschreiben ihrer Nahrung neigen und damit Protokollauswertungen ein falsches Bild ihrer Energiezufuhr zeichnen, eignen sich den Forschern zufolge in zukünftigen Studien auch Fragen zum Mahlzeitenmuster und zur Portionsgröße, um mehr über das „adipöse Essverhalten“ zu erfahren. Aber auch im Beratungsalltag sollte nicht nur „was wird gegessen“, sondern auch „wann wird gegessen“ Thema sein, um jeden Abnehmwilligen individuell unterstützen zu können.
LITERATUR:
Berg C et al. (2009). Eating patterns and portion size associated with obesity in a Swedish population. Appetite 52 (1): 21-26.